Die Lehrbrüder von Ettenheimmünster

Von 1920 bis 2010

Sie kauften am 13. August 1920 das ehemalige Bad Hotel Ettenheimmünster mit dem Ziel, in diesen Räumlichkeiten eine Internatsschule für Jungen einzurichten, die später in sozialen und caritativen Einrichtungen, in Pfarreien als Organisten und im Lehrberuf tätig werden könnten.

Zur rechtlichen Absicherung wurde am 5. Mai 1920 der „Katholische Lehrbrüderverein Ettenheimmünster e. V" gegründet und ins Vereinsregister eingetragen. Bruder Julius Kern, der erste Provinzial der badischen Provinz, und Bruder Max Striebel, die beide als Elsässer vor dem Krieg die deutsche Staatsangehörigkeit besessen hatten, konnten nun aber nach dem Krieg, da sie jetzt Franzosen waren, nicht Vorsitzende und Mitglieder eines deutschen Vereins werden. Deshalb über­nahm der Ettenheimer Stadtpfarrer Wilhelm Joseph Williard bis zu seinem Tod 1925 den Vorsitz des Lehrbrüdervereins, d.h. er war für die Finanzen der Schule verantwortlich. Inzwischen konnten die im Eisass geborenen, in Ettenheimmünster lebenden elsässischen Lehrbrüder wieder die deutsche Staatsbürgerschaft erwerben. Und so konnte Bruder Julius Kern 1925 den Vorsitz des Vereins übernehmen.

Die Schule der Schulbrüder entwickelte sich gut, doch wurde sie Ostern 1939 von den Nazis aufgelöst, da sie nicht die Gewähr für die nationalsozialistische Erziehung der ihr anvertrauten Jugend biete. Die Gebäude wurden beschlagnahmt und die Ordensbrüder zum Militär eingezogen.

Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges wollten die Schulbrüder den Schulbetrieb möglichst bald wieder aufnehmen, doch jetzt war das Haus zur Unterbringung französischer Soldaten vorgesehen. Bruder Max fuhr daher am 12. Oktober 1945 zum Gouvernement Militaire nach Lahr, wo er die Freigabe des Gebäudes erreichte. Mit Zustimmung des badischen Kultusministeriums wurde am 21. Januar 1946 ein zweiter Anfang gemacht.

Die Überalterung der Lehrbrüder veranlasste die Provinzleitung, mit Generalvikar Dr. Ernst Föhr wegen der Übernahme von Schule und Internat Kontakt aufzunehmen. Im September 1967 öffnete die Heimschule St. Landolin als Nachfolgeschule in Ettenheim ihre Pforten.

Der Kath. Lehrbrüderverein e.V blieb bestehen, auch nachdem der letzte Ordensangehörige,Bruder Ludger Hoffkamp, im April 2010 verstorben war. Die Vereinsmitglieder wählten daraufhin Rudolf Zimmermann zum Ersten Vorsitzenden. Der Generalobere und der Generalökonom der Congrégation des Frères de la Doctrine Chrétienne sind satzungsgemäß Mitglieder.

Der Verein verfolgt ausschließlich gemeinnützige, mildtätige und kirchliche Zwecke.

Zum Gedenken an das Wirken der Lehrbrüder wurde im September 2011 auf dem Friedhof in Ettenheimmünster ein Gedenkstein errichtet. Auch der Grabstein von Pfarrer Wilhelm Williard auf dem Friedhof in Ettenheim wurde restauriert und mit einer Gedenktafel versehen.

Aus Verbundenheit mit den Lehrbrüdern und deren Wirkungsort Ettenheimmünster fasste der Verein den Entschluss, mit dieser Broschüre und der Organisation von Vorträgen einen würdigen Beitrag zum Jubiläum der Ersterwähnung des Klosters Ettenheimmünster vor 1250 Jahren zu leisten.

Bernhard Uttenweiler